Preisverleihung 2013 an Kenan Kolat

Kenan Kolat, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, erhält „Estrongo Nachama Preis für Toleranz und Zivilcourage“

Die Berliner Stiftung Meridian hat am 07. September 2013 erstmals den „Estrongo Nachama Preis für Toleranz und Zivilcourage“ verliehen. Im Beisein von Lilli Nachama, Ehefrau des Preisnamensgebers und jüdischen Oberkantors, und rund 200 geladenen Gästen aus der türkischen und jüdischen Gemeinschaft sowie Vertretern aus Politik und Wirtschaft überreichte Prof. Dr. Andreas Nachama, Vorsitzender des Kuratoriums, Vorstandsmitglied der Stiftung Meridian, Geschäftsführender Direktor der Topographie des Terrors und Sohn Estrongo Nachamas, die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung an Kenan Kolat, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland. 

Aus über 300 eingereichten Vorschlägen ist die Wahl des Kuratoriums, bestehend aus ausgewählten Vertretern aus Medien und Wirtschaft, einstimmig auf den 53-jährigen Kenan Kolat gefallen. Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), Kenan Kolat wird damit für sein unermüdliches Engagement im deutsch-türkischen Dialog sowie den nachhaltigen Einsatz im Kampf gegen Alltagsrassismus gewürdigt.

Engagement gegen Alltagsrassismus

„Herr Kolat tritt vorbildlich für die kulturelle Vielfalt und ein friedliches Miteinander ein, so wie es der Namensgeber unseres Preises getan hat“, erklärt Michael Arndt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Meridian, der den Preis in Gedenken an Estrongo Nachama ins Leben gerufen hat. Die Auszeichnung erinnert an den bekannten jüdischen Oberkantor, der heute seinen 95. Geburtstag feiern würde. Nachama hat sich zu Lebzeiten aktiv für den interreligiösen Dialog eingesetzt.  

Prof. Dr. Nachama erläutert weiter: „Herr Kolat macht sich, trotz persönlicher Anfeindungen und Morddrohungen, stets als Vermittler und Friedensbotschafter zwischen unseren gesellschaftlichen Mitgliedern mit unterschiedlichem kulturellen und religiösen Hintergrund stark. Ich würde mir wünschen, dass wir mit der heutigen Verleihung des Estrongo Nachama Preis einen wichtigen Schritt zum Aufbau eines Trialogs zwischen Juden-, Christentum sowie dem Islam getan haben.“ 

Kenan Kolat engagiert sich seit vielen Jahren für die Integration im gesellschaftlichen Kontext. In diesem Zusammenhang fordert er insbesondere eine Partizipation, eine gleichberechtigte Teilhabe und Chancengleichheit von hierzulande lebenden Menschen mit Migrationshintergrund in der Bildung, Arbeit und Demokratie. Ein Beispiel hierfür ist unter anderem das Projekt „Zukunftswerkstatt Integration“, welches er gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, geleitet hatte. 

Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland

Im Oktober 2005 wurde Kolat, der die deutsche und türkische Staatsbürgerschaft besitzt, zum Bundesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland gewählt, welche die Interessen sowie die rechtliche, soziale und politische Gleichstellung der rund drei Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln hierzulande vertritt. Zuvor war er als Sozialberater bei der Integrationshilfe sowie unter anderem als Bundesvorsitzender der Türkischen Studierendenvereine in Deutschland tätig.   

Durch seine Mitgliedschaft und dem Mitwirken im Integrationsbeirat der Bundesregierung und der Deutschen Islamkonferenz sowie durch seine zweijährige Vorstandstätigkeit im Rahmen des Straßensozialarbeit-Projekts „Gangway“ konnte er ebenfalls wichtige Impulse setzen.  

Für Kolat ist der „Estrongo Nachama Preis“ eine ganz besondere Ehre: „In unserer Gesellschaft wird der Bedeutung von Toleranz und Zivilcourage nicht ausreichend Beachtung geschenkt. Dabei gehören diese Werte zusammen mit der gegenseitigen Akzeptanz beim Zusammenleben der Menschen mit unterschiedlichem religiösem, nationalem oder kulturellem Hintergrund zu den Grundpfeilern unseres demokratischen Systems“, betont der Preisträger. „Auch auf politischer Ebene wurde diese Relevanz mehrfach vernachlässigt, indem Begriffe wie Rassismus konsequent vermieden wurden. Ich freue mich daher ganz besonders über diese ehrenvolle Auszeichnung und würde mir wünschen, dahingehend ein Zeichen zu setzen, dass sich politische Entscheidungsträger ihrer zunehmenden Verantwortung stärker bewusst werden.“

Preisverleihung

Die besondere gesellschaftliche Relevanz von Menschen, die sich für ein friedliches Miteinander der hierzulande lebenden Kulturen einsetzen, betonte auch André Schmitz, Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten der Senatskanzlei Berlin, in seiner Laudatio: „Wir brauchen eine engagierte Zivilgesellschaft, die Gesicht zeigt, wo Menschen Unrecht geschieht, weil sie anders aussehen, eine andere Sprache sprechen, etwas anderes glauben oder ein anderes Leben führen. Kenan Kolat ist ein gutes Beispiel für einen Menschen, der in zwei Kulturen zuhause ist und dennoch nicht zwischen den Stühlen sitzt. Er wird längst nicht mehr nur als Vertreter der türkischen Zuwanderer gesehen, sondern zunehmend als Sprachrohr einer demokratischen Kultur und als Promotor einer modernen Integrationspolitik.“ 

In seiner Dankesrede kündigte Herr Kenan Kolat an, das Preisgeld an gesellschaftliche Einrichtungen und Vereine zu spenden, deren Hauptaufgabe ebenfalls in der Förderung von Toleranz, Akzeptanz und gesellschaftlicher Teilhabe von Minderheiten liegt. 

Im Anschluss an die Preisverleihung wurde ein gemeinsames kulturelles Fest gefeiert, dessen Höhepunkt ein Feuerwerk zu Ehren Estrongo Nachamas war. Mit dabei waren u.a.: Herr Ahmet Başar Şen (Generalkonsul der Republik Türkei), Dilek Kolat (Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen), Markus Voigt (Präsident VBKI- Verein Berliner Kaufleute und Industrieller), Thomas Klein (Vorstand Berliner Pressekonferenz), Ulrich Meyer (Journalist), Georgia Tornow (Geschäftsführerin Boulevard der Stars), Dr. Andreas Penk (Vorsitzender der Geschäftsführung der Pfizer Deutschland GmbH). 

Hier die Eindrücke in unserer Bildergalerie: