Daniel Hope erhält den Estrongo Nachama Preis für Toleranz und Zivilcourage 2017
Daniel Hope ist einem großen Publikum als Geigenvirtuose bekannt. Weniger bekannt ist Daniel Hopes Adaption der jüdischen Vergangenheit seiner Familiengeschichte. Inspiriert von seinem Lehrer Jehudi Menuhim, der schon kurz nach Ende des 2. Weltkriegs in Berlin mit den Berliner Philharmonikern im Berliner Titaniapalast auftrat, um ein Zeichen der Versöhnung zu setzen, hat sich Hope auf die Spuren seiner Vorfahren begeben und damit ein Versöhnungszeichen besonderer Art gesetzt.
Widrige Umstände, unfreundliche und geschichtsvergessene Personen konnten Hope nicht davon abhalten, sich in der Geschichte seiner Familie en Detail zu verorten, gleichzeitig aber nicht seine Identität als Weltbürger und Christ aufzugeben: Dabei hat er aber auch dem Andenken einzelner Familienmitglieder durch Wiedereinweihung aufgegebener Grabsteine und durch eine umfassende Dokumentation in einem spannend geschriebenen Buch ein weit über den Rahmen seiner Familie hinaus gehendes „Denkmal“ gesetzt.
Daniel Hope wird damit zum Vorbild für eine große Zahl von Personen, die zwar von der jüdischen Vorgeschichte ihrer Familie wissen oder sie erahnen, sich aber nicht getrauen, die Entdeckung ihrer jüdischen Familiengeschichte in Angriff zu nehmen, sei es, weil sie sich in ihrer Identität nicht firm genug sind, sei es, weil sie sich mit der Verstrickung ihrer Familien mit der NS-geprägten „deutschen Volksgemeinschaft“ nicht auseinandersetzen wollen. Das Beispiel Daniel Hope soll animieren, nach dem Cohn im Kahn, dem Levi im Levinski oder dem Schimon im Simonsohn zu suchen, um neben das Andenken an die physisch in der Shoa ermordeten Juden auch ein Andenken an die zu setzen, die durch gedankenloses Verdrängen oder vorsätzliches Vergessen auch aus der Erinnerung ihrer Familien verbannt sind.
Estrongo Nachama (4.5.1918 – 13.1.2000) hat Zeit seines Lebens Menschen dazu ermuntert, ihren jüdischen Vorfahren Raum in ihren Familiengeschichten zu geben und ihr Andenken auch zukünftigen Generationen zu vermitteln. Das Kuratorium hat beschlossen, den Estrongo Nachama Preis 2017 an Daniel Hope zu verleihen. Die Verleihung findet am Montag, den 8. Mai um 18 Uhr im „Haus der Commerzbank“ in Berlin-Mitte, Pariser Platz 1 statt.